Mach deinen Hauseingang barrierefrei: Die Basics fĂĽr Bau & Umbau

29. Juli 2025

Ein barrierefreier Hauseingang stellt sicher, dass dein Zuhause fĂĽr alle erreichbar ist und bleibt. Erfahre, worauf es ankommt!

Rollstuhlfahrer vor nicht barrierefreien Treppen – fehlende Barrierefreiheit im öffentlichen Raum https://www.pexels.com/de-de/foto/mann-sitzung-sitzen-kapuzenpullover-8415501/

Was bedeutet barrierefreies Wohnen – und warum lohnt es sich? 

Definition barrierefreies Wohnen

Barrierefreiheit bedeutet, dass Räume und Zugänge so gestaltet sind, dass sie von allen Menschen ohne fremde Hilfe genutzt werden können – unabhängig von Mobilität, Alter oder körperlicher Verfassung.

Barrierefreies Bauen betrifft natürlich alle Wohnräume, aber manchmal wird vergessen, dass die Barrieren schon außerhalb des Hauses beginnen: Beim Eingang. 

Warum ist Barrierefreiheit im Haus wichtig? 

Wenn dein Haus barrierefrei ist, bist du für die Zukunft vorbereitet. Mit dem Alter oder nach Unfällen sind viele Menschen auf Hilfsmittel zur Fortbewegung angewiesen. Wer Rollatoren, Gehhilfen aller Art oder einen Rollstuhl benutzt, kann auf einmal viele Standard-Hauseingänge nicht mehr benutzen.

Wenn du dein Haus einmal verkaufen möchtest, kann Barrierefreiheit den Wert steigern. Barrierefreie Häuser sind gefragter und verkaufen sich besser.

Selbst wenn nichts davon zutrifft: Barrierefreiheit macht dein Haus und deinen Hauseingang sicherer, komfortabler und praktischer für alle, die bei dir ein und ausgehen. Ältere Menschen und Menschen mit Behinderung, Hereintragen von schweren Koffern, den Kinderwagen ins Haus bekommen – ein barrierefreier Eingang macht es vielen und in vielen Situationen leichter. 

Typische Barrieren im Eingangsbereich

Besonders, wenn man selbst (noch) nicht betroffen ist, ist es schwierig, Barrieren auch als solche zu erkennen. Der erste Schritt zur Barrierefreiheit ist, sich bewusst zu werden, was die typischen Barrieren im Hauseingangsbereich überhaupt sind. 

1. Zu hohe Türschwelle 

Schwellen über 2 cm sind mit Rollstühlen und Rollatoren nur schwer oder nicht zu überwinden. Je höher die Türschwelle ist, desto mehr erhöht sie außerdem das Risiko, darüber zu stolpern. 

2. Stufen vor der Tür 

Viele Haustüren werden über Treppen erreicht. Wenn es dazu keinen Alternativweg gibt, schließt das viele Menschen von vornherein aus: Menschen mit Rollstühlen, Rollatoren, Kinderwagen und mobilitätseingeschränkte Menschen, die keine Stufen bewältigen können. Selbst “nur” eine oder zwei Stufen stellen oft eine unüberwindbare Barriere dar.

Treppen laufen – nicht barrierefrei: Person mit Sportschuhen steigt eine Treppe hinauf
Foto von Bruno Nascimento auf Unsplash

3. Unzureichende Beleuchtung 

Einen Hauseingang bei relativer Dunkelheit zu navigieren, ist für Menschen mit Einschränkungen beim Sehen oder während sie Hilfsmittel benutzen besonders schwierig. Stürze und Verletzungen können die Folge sein. 

4. Rutschiger Boden

Rutschiger Untergrund erhöht die Sturzgefahr im Eingangsbereich massiv. Besonders bei Nässe verschärft sich das Problem. 

5. Zu enge Türöffnung 

Die Standardbreite der meisten Türen sind 80 cm. Das ist zu schmal, um mit einem Rollstuhl durch die Tür zu kommen. Um mit Rollstühlen durch die Tür zu kommen, muss die Distanz zwischen dem linken und rechten Türrahmen (die “lichte Breite”) mindestens 90 cm betragen. 

Offizielle Vorschriften für barrierefreie Hauseingänge

Die Voraussetzungen für die Einstufung eines Hauseingangs als barrierefrei sind in einer DIN-Norm geregelt: der DIN 18040. 

Anforderung an die Türbreite 

Die lichte Weite (Abstand zwischen dem linken und rechten Türrahmen) muss mindestens 90 cm betragen. 

Anforderung an die Schwellenhöhe 

Die Schwelle darf höchstens 2 cm hoch sein. Besser ist eine Schwelle, die komplett ebenerdig bleibt (“Nullschwelle”). 

Anforderung an Rampen

Treppen sind niemals barrierefrei. Die häufigste Alternative sind Rampen, die jedoch oft zu steil sind, um wirklich barrierefrei zu sein. Laut der DIN-Norm darf die Steigung einer Rampe maximal 6% betragen. Außerdem muss sie mit einem Handlauf auf beiden Seiten ausgestattet sein.

Anforderung an die Bewegungsfläche vor der Tür 

Im Bereich vor der Tür muss eine freie Fläche von mindestens 150 x 150 cm vorhanden sein, damit beispielsweise Rollstühle dort gewendet werden können. 

Unterschiede in der Anwendung der Vorschriften

Für Neubauten gelten strengere Vorgaben als für einen Umbau. Bei einem Umbau, der darauf abzielt, ein Haus barrierefreier zu machen, sind pragmatische Lösungen eher akzeptiert und die Vorschriften etwas weniger streng. Es kommt hier eher darauf an, was im individuellen Fall mit der Bausituation machbar ist.

Hauseingang barrierefrei gestalten: Das sind deine Optionen 

Maßnahmen für eine barrierefreie Türschwelle 

Eine zu hohe Türschwelle kann entfernt oder angepasst werden. Bei niedrigen Schwellen kannst du das möglicherweise selbst machen.

Eine Option, eine niedrige Schwelle besser mit Rollatoren und Rollstühlen überfahrbar zu machen, sind sogenannte Aufschrahmprofile. Das sind adapterartige Schienen aus Metall oder Kunststoff, die auf die bestehende Schwelle montiert werden. Damit wird die Überfahrt flacher und einfacher. Wenn eine Schwelle nur etwas abgeschrägt werden muss, ist das ein Projekt, dass du selbst machen kannst. Ein Aluminium-Rampenprofil ist günstig erhältlich (20–50 €) und du kannst es mit Dübeln und Schrauben einfach befestigen.

Um eine Nullschwelle zu erreichen bzw. die Schwelle komplett zu entfernen, sind je nach Fall verschiedene Handwerksbetriebe gefragt: 

  • Wenn der Boden gefliest ist und das Fliesenniveau angeglichen/die Fliesen neu verlegt werden mĂĽssen, bist du bei Fliesenleger:innen an der richtigen Adresse. 
  • Wenn die TĂĽrschwelle aus Holz ist, wende dich an Zimmereien.
  • Wenn der Unterbau angepasst werden muss, ist das eine Aufgabe fĂĽr Maurer:innen.

In manchen Fällen kann eine Türschwelle nicht entfernt werden, weil sie zum Beispiel wichtig für den Feuchtigkeitsschutz ist. In diesen Fällen ist es besser, stattdessen das Außenniveau an das Bodenniveau innen anzupassen (zum Beispiel mit Terrassenplatten oder einer kleinen Rampe).

Einbau einer Rampe 

Hast du Stufen vor der Haustür, ist (neben eventuell einem Treppenlift) eine Rampe vermutlich die beste Option. Eine modulare Rampe ist oft günstiger und schnell installiert. Es gibt sie aus Aluminium oder Stahl und bereits ab 300 €. Wenn eine schnelle Lösung brauchst und dir die Optik nicht vorrangig wichtig ist, kann das eine gute und flexible Option sein.

Eine fest angebaute Rampe aus Beton, Stahl oder Holz hat den Vorteil, dass sie langlebiger und stabiler ist. Eine solche Konstruktion kann optisch besser an das Haus angepasst werden und bietet eine dauerhafte Lösung. Wichtig ist, dass feste Rampen genehmigungspflichtig sind, sollten sie in den öffentlichen Raum ragen – und sie sind deutlich teurer.

Falls du nur eine temporäre Lösung brauchst, gibt es auch mobile Rampen aus Leichtmetall oder Kunststoff, die bei jeder Nutzung ausgelegt und danach wieder weggeräumt werden. Sie sind die günstigste Lösung, aber auch nicht witterungsbeständig. Diese Lösung kommt vor allem dann infrage, wenn du deinen Hauseingang nicht tatsächlich umbauen möchtest, aber hin und wieder Gäste hast, die Rollstuhl oder Gehhilfen nutzen. 

Platz schaffen 

Um den Platz vor der Tür geräumiger zu gestalten, braucht es oft gar keine großen Baueingriffe. Oft blockieren Fahrradständer, Mülltonnen oder Dekoration den Weg. Nutze stattdessen Wandhalterungen oder versetze störende Elemente wie Pflanzkübel oder Briefkasten einfach etwas seitlich. Falls der Schwenkraum der Tür selbst den Platz zu sehr einschränkt, kannst du über ein Schmalband-Scharnier nachdenken. Diese Scharniere verringern den Platzbedarf der Tür um bis zu 5 cm.

Hauseingang mit Stufen und herabgefallenen Blättern, Hindernisse für Barrierefreiheit entfernen
Foto von Nazrin Babashova auf Unsplash

Zu schmale Tür verbreitern  

Um die lichte Breite einer Tür zu verbreitern, muss normalerweise auch das Mauerwerk um die Tür angepasst werden. Das ist meistens ein Job für Maurer:innen oder Zimmereibetriebe. 

Sturzrisiken vermindern 

Neben einer barrierefreien Schwellenhöhe hilft ein rutschfester Bodenbelag, da Sturzrisiko deutlich zu verringern. Besser als glatte Fliesen oder polierter Stein sind hier Natursteine mit gebürsteter Oberfläche oder Anti-Rutsch-Folien, zum Beispiel für Betonstufen. Um den Hauseingang auch nachts gut auszuleuchten eignen sich Lichter mit Bewegungsmelder (am besten mit 180°-Erkennung) oder Solar-Bodenstrahler, falls kein Stromanschluss verhanden ist.

Falls du den Türstopper nicht wirklich brauchst, erwäge, ihn loszuwerden – Türstopper sind Stolperfallen und behindern Rollatoren. Eine Gummimatte statt einem Teppich vor der Tür ist ebenfalls stolper- und rutschsicherer.

Rollator vor einem Schaufenster – Barrierefreiheit im Alltag ist wichtig
Foto von Rollz International

Automatische Türöffner 

Türen zu öffnen ist für Menschen mit eingeschränkter Kraft in den Armen oft ein Problem, besonders bei schwereren Haustüren. Automatische Türöffner können ab 1500 € eingebaut werden.

Tipp: Nutze die Förderung für barrierefreies Bauen 

Es gibt mehrere Wege, wie du eine Förderung für Bauprojekte erhalten kannst, die auf Barrierefreiheit abzielen. Wichtig ist, diese zu beantragen, bevor du mit dem Projekt beginnst – viele Förderungen werden ausschließlich im Voraus bewilligt. 

Förderprogramme der KfW

Bundesweite KfW-Förderprogramme sind eine wichtige Möglichkeit, dir Geld für einen Umbau zurückzuholen. Der Investitionszuschuss 455-B zur Barrierereduzierung ist eines davon. Maßnahmen wie Türverbreiterung, der Einbau von Rampen und der Abbau von Schwellen kann mit bis zu 6250 € bezuschusst werden (10 % der Kosten, max. 50.000 € Gesamtinvestition). Der Antrag ist vor Baubeginn über die Hausbank zu stellen. Allerdings können hierzu aktuell keine Anträge mehr gestellt werden.

Eine Alternative ist der Kredit Nr. 159. Hierüber kann für Investitionen zur Barrierereduzierung bis zu 50,000 € als Kredit gegeben werden (Förderkredit ab 2,54 % effektiver Jahreszins).

Wichtig ist: Informiere dich im Voraus; die Förderbeträge und Voraussetzungen können sich immer ändern. 

Förderung über die Pflegekassen 

Bei medizischer Notwendigkeit des Umbaus (zum Beispiel, wenn Hausbewohnende auf einen Rollstuhl angewiesen sind) können Maßnahmen wie der Einbau von Rampen und Türumbauten von den Pflegekassen mit bis zu 4000 € bezuschusst werden. Der Antrag wird über den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) gestellt. 

Länderspezifische Förderprogramme 

In den Bundesländern gibt es teilweise lokale Förderprogramme. In Bayern gibt es zum Beispiel die Förderung “BayernBarrierefrei” für private Haushalte. Informiere dich dazu beim Bauamt deiner Stadt. 

Steuern und Beratung

Barrierefreier Umbau kann als haushaltsnahe Dienstleistung von der Steuer abgesetzt werden (20 % der Kosten, max. 1.200 €/Jahr). Beratung zu Finanzierungsthemen findest du am besten über die KfW und Sanierungsberater:innen in deiner Nähe.

Fazit und Ressourcen 

Egal, ob du aktuell Bedarf hast oder für dein Haus für später vorbereiten willst, wenn du älter bist – ein barrierefreier Hauseingang macht dein Zuhause sicherer und komfortabler. Mit den richtigen Maßnahmen (Schwellen reduzieren, Rampen einbauen, Türbreiten anpassen) und möglicher Förderung ist der Umbau oft einfacher als gedacht.

Weitere Informationen zu barrierefreien Eingängen und zum barrierefreien Bauen findest du hier: 

 

Â