Die Gewerke beim Hausbau: Übersicht und Reihenfolge

29. Oktober 2025

Welche Gewerke gibt es, und wie planst du sie richtig in die Bauphasen eines Hauses ein? Hier findest du die wichtigsten Infos zu den Bauleistungsbereichen.

Holzleiter im Innenraum bei einem Hausbau-Projekt vor einem Fenster Foto: elbym, Pixabay

Das Projekt Hausbau steht in den Startlöchern, die lang geplante Sanierung kann endlich umgesetzt werden oder das gut durchdachte Einzelprojekt im Haus soll endlich starten. Doch welche Handwerker werden für welche Arbeiten benötigt? Welches Gewerk muss gebucht werden und wie viel Vorlaufzeit braucht es dafür? Und was ist überhaupt ein Gewerk? Ein Überblick über mögliche Gewerke und ihre richtige Reihenfolge bei der Planung hilft weiter.

Welche Gewerke gibt es?

Definition von “Gewerk”

Ein Gewerk ist ein fachlich abgegrenzter Teilbereich einer Baustelle.

Der Begriff “Gewerk” bezeichnet eine Gruppe von Tätigkeiten innerhalb eines größeren Bauprojekts, die zu einem bestimmten Fachgebiet gehören. Zum Beispiel gibt es das Gewerk “Sanitärarbeiten” oder das Gewerk “Maurerarbeiten”. Jedes Gewerk bei einem Bauprojekt wird von Fachleuten auf dem entsprechenden Gebiet übernommen.

Die zehn klassischen Gewerke im Überblick:

  • Steinmetzarbeiten
  • Dachdeckerarbeiten
  • Klempnerarbeiten
  • Holzbauarbeiten
  • Metallbau- oder Schmiedearbeiten
  • Trockenbauarbeiten
  • Tischlerarbeiten
  • Stuckateur- oder Gipserarbeiten
  • Elektroinstallationsarbeiten
  • Fliesenleger

Am klarsten lassen sich Gewerke in “Bauhauptgewerke” und “Baunebengewerke” gruppieren. Zu den Bauhauptgewerken zählt alles, was gebraucht wird, um den Rohbau aufzustellen: Erdarbeiten, um das Fundament auszuheben, Mauer- und Steimetzarbeiten, Betonarbeiten, Holzbauarbeiten und Dachdeckerarbeiten für den Dachstuhl. Im Innenausbau werden dann die Baunebengewerke gebraucht: Sanitärinstalltion, Elektroinstallation, Trockenbau, Fliesenlegearbeiten, Schreiner- und Malerarbeiten.

Haus mit Gerüst für Renovierungsarbeiten an der Fassade
Foto von Gennifer Miller auf Unsplash

Abgrenzung von verwandten Begriffen im Bauwesen

“Bauleistungen” ist der Oberbegriff für alle Arbeiten und Lieferungen auf der Baustelle. Eine Bauleistung kann ein Gewerk sein (z.B. Maurerarbeiten), aber auch eine Einzelleistung wie Planung oder Logisti (z.B. Baustelleneinrichtung).

“Lose” ist ein Begriff, der bei der Ausschreibung von Bauprojekten relevant wird. Ein Los ist eine Gruppierung von Aufgaben zu einem Auftrag, der an eine Firma vergeben wird. Ein Los kann entweder nur ein Gewerk (oft bei öffentlichen Bauaufträgen) oder mehrere Gewerke umfassen (bei privaten Bauaufträgen kannst du auch Firmen beauftragen, die mehrere Gewerke abdecken).

Nach § 28 (1) BVergG 2018 müssen Bauleistungen unter bestimmten Voraussetzungen in der Einheit von Losen an Firmen vergeben werden. Das bedeutet, dass Teilleistungen separat ausgeschrieben werden, anstatt alle zusammen von einer großen Baufirma erledigen zu lassen. Das Ziel davon ist, dass auch kleinere Unternehmen Aufträge erhalten und der Wettbewerb um die Mitwirkung an Bauprojekten unterstützt wird.

Die Bauleistungsbereiche – kurz erklärt

Je nach Art und Aufwand des Projektes, benötigt es verschiedene Bauleistungsbereiche, unter denen sich die Gewerke einordnen.

Bauleistungsbereiche sind Zusammenfassungen mehrerer Gewerke je nach ihrer Funktion oder ihrem Zeitpunkt innerhalb der Bauphasen. Die Gewerke Maurerarbeiten und Betonarbeiten können zum Beispiel als Leistungsbereich “Rohbau” zusammengefasst werden. Zum Leistungsbereich “Ausbau” gehören zum Beispiel die Gewerke Estrich, Trockenbau und Malerarbeiten.

Um nicht den Überblick zu verlieren, gibt es hier die einzelnen Bereiche im Überblick:

Baustelleneinrichtung, Geräte und Dienstleistungen

Zu Beginn des Projektes, je nach Art und Aufwand, muss die Baustelle mit Werkzeugen und Gerätschaften ausgestattet und gesichert werden. Für den anfallenden Bauschutt muss an eine Baureinigung gedacht werden. Nur wenn eine Baustelle sauber eingerichtet wurde, kann mit den eigentlichen Sanierungs- oder Modernisierungsmaßnahmen begonnen werden.

Nicht-technischer Ausbau

Gewerke wie Tischler-Trockenbau-oder Malerarbeiten zählen in diesen Bereich rein. Aber auch Bodenbeläge, Fenster und Türen oder Arbeiten am Dach und an der Wand gehören zum „Nicht-technischen Ausbau“ und sollten rechtzeitig eingeplant werden.

Technische Gebäudeausstattung

Unter die technische Ausstattung im Gebäude zählen beispielsweiße Elektro- oder Sanitärarbeiten oder das Einbauen und Installieren von Lüftungsanlagen.

Tiefbauleistungen

Die Arbeiten im Tiefbau beinhalten alles, was „tief unten“ zu tun ist: Erdarbeiten, Kanalbau, Asphaltbau oder Pflasterarbeiten.

Rohbauleistungen

Beim Rohbau sind vor Allem Betonarbeiten gefragt. Auch Schlosser – und Maurerarbeiten gehören zu dem Bereich Rohbauleistungen.

Die Bauphasen eines Hauses

Tipp: In großen Projekten können Phasen überlappen (z. B. wird im Erdgeschoss schon ausgebaut, während oben noch der Rohbau läuft).

1. Planungsphase

In der ersten Planungsphase ist vor allem der oder die Architekt:in tätig und es gibt viel Arbeit mit Behörden. Grundsätzliches wie der Bauantrag, der Grundstückskauf, die Kostenkalkulation und Entwurfsplanung müssen als Erstes erledigt werden. Handwerkliche Gewerke sind in dieser Phase noch nicht relevant, da noch nicht praktisch gebaut wird. Allerdings solltest du in dieser Phase die Bauphasen durchplanen und Firmen für die benötigten Gewerke engagieren.

Diese Phase kann sich hinziehen! Besonders, bis alle Genehmigungen und alle Behördengänge ordentlich erledigt sind, kann es einige Monate dauern.

2. Rohbauphase

Jetzt geht’s los! In der Rohbauphase wird die Grobstruktur des Hauses errichtet (Fundament, Keller, Wände, Decken, Dachstuhl). Der Rohbau ist wetterfest, aber noch nicht ausgebaut. Beteiligte Gewerke in dieser Phase sind zum Beispiel Erdarbeiten (Aushub, Drainage), Maurerarbeiten (Mauerwerk, Stahlbeton) und Dachdecker für die Konstruktion des Dachstuhls.

Rohbau mit Gerüst auf einer Baustelle, Neubau eines Hauses
Foto von Brett Jordan auf Unsplash

3. Innenausbau

Neben deim eigentlichen Innenausbau mit Trockenbau, Estrich, Putz, Fenstern und Türen gehört zu dieser Phase auch die Installation von Technik (Elektrik, Sanitär, Heizung, Lüftung). In dieser Phase arbeiten also viele Gewerke parallel: SHK (Sanitär-Heizung-Klima), Elektroinstallation, Trockenbau und Estrich/Bodenbelag. Gute Koordination von Elektriker:innen, Sanitärinstallateur:innen, Trockenbauer:innen etc ist hier das A und O.

In der finalen Phase werden die Bodenbeläge, Wände, Einbauten wie die Küche und letzte Arbeiten im Außenbereich (wie die Zufahrt) fertiggestellt. Relevante Gewerke sind Malerarbeiten, Fliesenleger, Schreiner (Einbauküche, Türen) und Garten- & Landschaftsbau.

Innenraum in der letzten Bauphase mit unfertigem Boden und Baugeräten
Foto von Brett Jordan auf Unsplash

4. Bauabnahme

Bei der Bauabnahme wird vor der Schlüsselübergabe der Bau durch Bauherr:in und Behörden (z. B. Elektroprüfung) geprüft. Für die Behebung von Mängeln können alle Gewerke in dieser Phase noch einmal gebraucht werden.

Reihenfolge der Gewerke beim Hausbau

So planst du effektiv: Checkliste erstellen

Wer die Koordination einzelner Gewerke selbst übernehmen möchte, der sollte auf zwei Dinge achten: den Preis und die Zeit.

Die einzelnen Gewerke sollten frühzeitig beauftragt werden. Viele Firmen sind über Monate im Voraus ausgebucht und können kurzfristige Anfragen nicht entgegen nehmen.

Ein Gewerk ist häufig vom anderen Gewerk abhängig. Sie laufen wie Zahnräder ineinander. Deshalb heißt die Devise: Klug nachdenken und rechtzeitig das jeweilige Gewerk beauftragen. Die Reihenfolge ist essenziell.

Jede Bau- oder Umbaumaßnahme kann Zeit, Geld und Nerven kosten, wenn sie nicht gründlich geplant wird. Umso wichtiger ist es, sich einen genauen Überblick über die Gewerke und Leistungsbereiche zu verschaffen. Wer dann eine Checkliste über die benötigten Gewerke erstellt, der hat schon fast gewonnen. Nun heißt es nur noch: Handwerkerbetriebe anrufen und Termine vereinbaren.

Reihenfolge der Gewerke auf einen Blick

Die Tabelle fasst typische Gewerke bei einem Neubau zusammen und ordnet sie nach ihrer Reihenfolge in den Bauphasen. Bei deinem eigenen Bauprojekt wird du grundsätzlich deine eigene Liste erstellen und die Gewerke in zeitlicher Abhängigkeit voneinander einplanen müssen. Achte dabei ganz besonders darauf, bestimmte Handwerksbetriebe früh genug anzufragen: Viele sind auf viele Monate hin ausgebucht.

ReihenfolgeGewerkBauphase & PlanungFachgebiet
1ArchitekturplanungPlanungsphase,
vor Baubeginn
Architekt
2Statik

Planungsphase,

vor Baubeginn

Statiker
3Baugrundgutachten

Planungsphase,

vor der Genehmigung

Bodengutachter,
Geotechniker
4Haustechnikplanung (Elektro, SHK)

Planungsphase,

vor dem Bauantrag

Energieberater
5Erdarbeiten (Grubenaushub, Drainage)Rohbauphase,
vor Baubeginn
Erdbauunternehmen
6FundamentRohbauphase,
vor Baubeginn
Betonbauer,
Fundamentleger
7MaurerarbeitenRohbauphaseMaurer:innen
8Dachstuhl konstruierenRohbauphaseZimmerei
9Kran-/GerüstserviceRohbauphase; wird oft vergessen!Kranvermieter, 
Gerüstbauer
10Dachdeckennach Rohbau: InnenausbauphaseDachdecker:innen
11Fenster und Türen einbauenInnenausbau; früh beauftragen! (> 6 Monate)Fensterbauer, Schreiner:innen
12Sanitär und HeizungInnenausbauSHK-Installateur:innen
13ElektroinstallationParallel zu SHKElektriker:innen
14Trockenbau (Rigips, Deckenverkleidung)Innenausbau: nach SHK und ElektroTrockenbauer:innen
15EstrichInnenausbau: nach TrockenbauEstrichleger:innen
16Verputzen und MalernInnenausbau; nacheinanderMalerbetriebe
17Bodenbeläge und FliesenInnenausbau: nach EstrichFliesen-/Parkettleger:innen
18Tischlerarbeiten: Einbauküchen, Innentüren, TreppenInnenausbau; 3–6 Monate vorher beauftragenSchreiner:innen
19Außenanlagen, PflasterarbeitenAm SchlussGarten-/ Landschaftsbau
20SchlussreinigungAm SchlussReinigungsfirma
21MängelbeseitigungAm SchlussAlle


Gewerke in der Planungsphase

  • Entwurfplan erstellen
  • Kosten kalkulieren und Finanzierung planen
  • Genehmigungen bei Behörden einholen
  • Gewerke beauftragen: Leistungsverzeichnis festlegen; Ausschreiben; Angebote vergleichen

Gewerke in der Rohbau-Phase

  • Maurerarbeiten
  • Zimmereifachleute
  • Gerüstbau
  • Trockenbau
  • Dachdeckerei
Nahaufnahme der Baggerschaufel beim Ausheben von Erde
Foto von Bermix Studio auf Unsplash

Gewerke im Innenausbau

  • Fenster und Türen
  • Tischler/Treppenbau
  • Estrich/Bodenbeläge/Fliesen
  • Malern und Verputzen
  • Sanitärinstallation
  • Elektroinstallation

Abnahme der Gewerke

Bei der Bauabnahme werden die Gewerke überprüft und durch den/die Bauherr:in sowie die Bauaufsicht abgenommen. Eventuelle Mängel müssen jetzt angezeigt werden.

Zusammenfassung: Wann muss ich welches Gewerk beauftragen?

Als Grundregel gilt: Lieber zu früh als zu spät. Planungsintensive Gewerke wie Fenster, Küche, Dach musst du mindestens 6 Monate vorher beauftragen. Handwerker:innen für den Rohbau und Ausbau brauchen meistens 3–4 Monate Vorlauf. Maler:innen und Bodenleger:innen kannst du auch noch 2–3 Monaten Vorlauf finden, aber informiere dich immer frühzeitig über die aktuelle Lage.

✅ Sehr früh (vor Baubeginn): Architekt:in, Statiker:in, Fensterbauer:in, Dachdecker:in, Küchenstudio.

✅ Während der Rohbauphase: Maurer:in, Zimmerei, Elektriker:in, SHK-Installateur:in.

✅ Während des Ausbaus: Trockenbauer:in, Estrichleger:in, Fliesenleger:in, Maler:in.

✅ Kurz vor Fertigstellung: Tischler:in (Türen, Küche), Bodenleger:in, GaLaBau.

Wenn du nicht selbst planen möchtest, ist die Koordination der Handwerksbetriebe eine Aufgabe des/der Bauleiter:in.

Fazit: Gut geplant ist halb gewonnen

Ein Hausbau ist wie ein großes Puzzle – jedes Gewerk ist ein wichtiges Teil, das zum Gesamtbild beiträgt. Ob Maurerarbeiten, Elektroinstallation oder Malerarbeiten: Jeder Fachbereich hat seinen festen Platz in den Bauphasen, von der Planung bis zur Schlüsselübergabe.

Die Infos auf einen Blick: 

  • Gewerke sind fachliche Teilbereiche eines Hausbaus (z. B. Dachdecken, Fliesenlegen).
  • Bauleistungen umfassen alle Arbeiten, inklusive Material und Koordination.
  • Bauphasen strukturieren den Ablauf eines Hausbaus von der Planung über den Roh- und Innenausbau bis zur Bauabnahme.
  • Früh zu planen ist entscheidend: Vor Baubeginn die Architekt:in, Statiker:in, Fensterbau, Dach und Küche; während des Rohbaus die Maurer- und Zimmererarbeiten, Elektriker:in und SHK; beim Innenausbau Trockenbau, Estrich, Fliesenlegen und Putz/Maler:in; und zum Schluss Tischler:innen für Innentüren und Kpche sowie Bodenbeläge und Arbeiten im Außenbereich.

Ein gut organisierter Bauablauf vermeidet Verzögerungen und Mehrkosten. Nimm dir also vor einem Bauprojekt genug Zeit, dich beraten zu lassen und alles so durchzuplanen, dass nichts vergessen wird.