Risse in der Wand ausbessern [Tipps & Tricks für heilen Putz]

28. Oktober 2025

Dein Putz hat Risse? Hier erfährst du, was du einfach selbst ausbessern kannst und wann größere Risiken bestehen! →

Risse im Putz in Nahaufnahme, Detailaufnahme von feinen Rissen in einer Putzoberfläche Foto von Lallaoke auf Unsplash

Kleine oder große Risse im Putz sind ein häufiges Problem – egal, ob du in einem alten Haus wohnst oder ein Neubau erste Setzrisse zeigt. Die gute Nachricht: Viele Risse lassen sich mit etwas Know-how selbst reparieren. Während oberflächliche Risse im Innenputz nur harmlose Schönheitsfehler sind, können tiefere Risse auch Warnsignale für ernsthafte Bauschäden sein. Damit du richtig reagierst, erklären wir dir die wichtigsten Rissarten, ihre Ursachen und wie du sie unterscheidest. Außerdem lernst du Schritt für Schritt, wie du kleine Risse ausbessern kannst.

Risse in der Wand: Arten und mögliche Ursachen

Oberflächliche Risse im Putz

Haarrisse in der Oberfläche im Putz betreffen ausschließlich den Putz, nicht das Mauerwerk darunter. Die Risse verlaufen oft netzartig und unregelmäßig und sind sehr fein (unter 0.1 mm breit).

Oberflächliche Risse in einer Putzwand
Foto von Tim Schmidbauer auf Unsplash

Die feinen Risse im Innenputz können zum Beispiel entstehen, wenn der Putz zu schnell getrocknet ist (durch Zugluft oder Heizungsluft). Generell sind Temperaturschwankungen eine häufige Ursache für Risse, da sich bei den Temperaturwechseln das Material ausdehnt und zusammenzieht. Putz mit zu geringer Elastizität reißt leichter ein als Putz mit besserer Qualität.

Oberflächliche Risse im Innenputz einer Wand
Foto von Second Breakfast auf Unsplash

Tiefere Schäden: Schrumpfrisse/Schwindrisse

Risse in der Wand, die bis in die Schicht unter dem Putz reichen (z.B. Mauerwerk), sind in der Regel etwas breiter (0.2–2 mm) und verlaufen oft geradlinig oder verzweigt. Bei Belastung können sich diese Risse vergrößern. Neben einer schlechten Haftung des Putzes (aufgrund mangelhafter Verarbeitung) ist oft das Schrumpfen des Putzes beim Trocknen die Ursache hierfür. Diese Risse nennt man dann "Schwindrisse".

Setzrisse (Setzungsrisse)

Setzrisse (oder auch Setzungsrisse) treten oft an Übergängen zwischen Bauteilen auf, also zum Beispiel am Übergang zwischen Wand und Decke. Sie verlaufen meistens senkrecht oder schräg und können bis zu 5 mm breit sein.

Setzrisse und Setzungsrisse an Wand und Decke – typische Bauschäden im Putz
Foto von Robert Zunikoff auf Unsplash

Oft treten diese Risse in den ersten Jahren eines Neubaus auf, weil sich das Gebäude natürlich setzt. Unterschiedliche Materialien können sich unterschiedlich verformen und die Risse auslösen (zum Beispiel Beton vs Ziegel).

Manchmal verlaufen die Risse auch treppenförmig diagonal oder horizontal an der Wand entlang, weil sie den Fugen zwischen den Steinen folgen. Treppenförmige Risse in der Wand treten vor allem in Altbauten mit Setzungsproblemen auf und liegen oft an Fundamentbewegungen (z.B. ein Erdruck oder absackender Untergrund). Auch Schäden durch Feuchtigkeit oder eine Überlastung durch Anbauten können Gründe sein.

Setzrisse und Setzungsrisse in Treppenform entlang der Fugen einer Hauswand
Foto von Oleg Stepanov auf Unsplash

Dynamische Risse

Dynamische Risse nennt man auch "aktive Risse" oder "lebende Risse“. So werden Risse bezeichnet, die sich über Monate oder Jahre hinweg verändern (also breiter oder länger werden). Das ist die gefährlichste Art von Rissen. Wenn du einen solchen Riss in deiner Wand bemerkst, ziehe unbedingt Statiker:innen hinzu und versuche nicht, den Riss zu verstecken oder selbst zu reparieren – um dynamische Risse richtig zu beheben und Schlimmeres zu vermeiden, sind oft umfangreiche Sanierungsmaßnahmen notwendig.

Typische Ursachen von dynamischen Rissen sind Bodenbewegungen, Vibrationen (zum Beispiel durch Baustellen) und andere statische Probleme durch, beispielsweise, ein unterspültes Fundament.

Dynamische Risse im Putz an einer Hauswand
Foto von AYOUB AALLAGUI auf Unsplash

Welche Risse kannst du selbst ausbessern?

Um zu entscheiden, ob du einen Riss in der Wand ausbessern kannst oder lieber einen Profi hinzuziehen solltest, untersuche den Riss genau, damit du die Ursache und die Risiken eingrenzen kannst:

RissartDaran erkennst du diese RissartAlarmstufe
Oberflächlicher RissFeines Netz nur im PutzNicht schlimm
Tiefer PutzrissRiss reicht bis ins Mauerwerk, 0.2–2 mm breitGeht schon
SetzrisseSenkrechter oder schräger Riss in einem NeubauBesorgniserregend (Geht schon, solange sich der Riss nicht verändert)
TreppenrisseDer Riss folgt treppenartig den MauerfugenBesorgniserregend
Dynamische RisseRiss wächst weiterAlarmstufe rot! Kontaktiere sofort eine:n Statiker:in oder Baugutachter:in.

Oberflächliche Risse, die nur den Putz an der Innenwand betreffen, kannst du in der Regel selbst ausbessern. Bei tieferen Rissen können zusätzliche Maßnahmen zur Stabilisation notwendig sein – dazu braucht es etwas Handwerks-Erfahrung.

Auf jeden Fall solltest du immer Profis hinzuziehen, wenn:

  • der Riss breiter als 2 mm ist,
  • der Riss sich vergrößert oder verlängert,
  • der Riss treppenförmig, auffällig gerade oder horizontal im Mauerwerk verläuft und wenn
  • Türen oder Fenster klemmen (Hinweis auf Setzungen).

Falls du unsicher bist, helfen dir erfahrene Handwerker:innen oder Statiker:innen in deiner Region weiter.

So schließt du kleine Risse im Putz: Schritt-für-Schritt

Bevor es los geht: Das brauchst du

✔️ Spachtelmasse (Acryl oder Gips) – für feine Risse geeignet. Reparaturspachtel eignet sich besonders gut: Es enthält oft Kunstharze oder Zusatzfasern für besser Stabilität, Haftkraft und Elastizität.

✔️ Grundierung (Tiefengrund oder Haftvermittler)

✔️ Spachtel (flach, ca. 5–10 cm breit)

✔️ Schleifpapier (Körnung 120–180) oder Schleifschwamm

✔️ Staubmaske & Schutzbrille (beim Schleifen)

✔️ Malerrolle/Pinsel (für die Grundierung)

✔️ Bürste oder Staubsauger (zum Reinigen)

Schritt 1: Riss untersuchen und vorbereiten

Wenn deine Wand tapeziert ist, musst du zuerst die Tapete über dem Riss entfernen. Bei kleinen Rissen und stabiler Tapete kannst du mit einem scharfen Cuttermesser nur den Bereich um den Riss ausschneiden und abziehen (vorsichtig, damit das Tapetenstück nicht reißt. Behalte das Stück Tapete – du klebst es später wieder an!). Wenn die Tapete schon älter und brüchiger ist, kann es sein, dass du lieber die ganze Bahn entfernen und neu tapezieren musst.

Begutachte den Riss und stelle sicher, dass es sich nur um einen oberflächlichen Haarriss handelt. Wenn der Putz darunter lose ist, hohl klingt und bröckelt, muss er entfernt werden.

Reinige die Oberfläche der Wand von Staub und Farb- oder Tapetenresten. Am besten geht das mit einer Bürste oder dem Staubsauger. Fettflecken lassen sich am besten mit mildem Reiniger abwischen (trocknen lassen!).

Falls der Riss sehr fein ist, kann es sinnvoll sein, ihn mit einem Cutter oder Schraubendreher ganz leicht auf 1–2 mm zu erweitern. So kann die Spachtelmasse später besser haften.

Schritt 2: Grundierung auftragen (für bessere Haftung)

Eine Grundierung verhindert, dass der Putz Feuchtigkeit aus der Spachtelmasse zieht (sonst reißt sie wieder und haftet nicht gut).

Den Tiefengrund oder Haftvermittler bekommst du im Baumarkt. Du trägst die Masse mit einer Rolle oder einem Pinsel auf und arbeitest sie besonders gut in den Riss hinein. Lass die Grundierung gut austrocknen, bevor du weitermachst (je nach Produkt dauert das 30 Minuten bis 2 Stunden).

Schritt 3: Riss mit Spachtelmasse füllen

Mit der Spachtelmasse reparierst du den eigentlichen Riss. Du hast die Wahl zwischen Acryl-Spachtel (flexibel, gut für feine Risse) oder Gips-Spachtel (trocknet schnell, für etwas tiefere Risse). Je nachdem, in welcher Form du die Spachtelmasse kaufst, kannst du sie direkt aus der Tube verwenden oder musst sie vorher mit Wasser anrühren (als Pulverform). Folge dabei einfach den Anweisungen auf dem Produkt. Nimm dann den flachen Spachtel (oder noch besser: einen Fugenglätter) und trage die Masse quer zum Riss auf. Lass keine Lücken und streiche die Masse zu einer glatten Fläche aus. Idealerweise arbeitest du bei gleichmäßiger Raumtemperatur (15–20 °C), damit die Masse optimal trocknet.

Bei tieferen Rissen arbeitest du am besten in zwei Schichten. Die zweite Schicht trägst du auf, wenn die erste Schicht gut angetrocknet ist (nach ca. 2–4 Stunden).

Riss mit Spachtelmasse füllen – Hand hält Spachtel mit weißer Spachtelmasse vor einer Wand
Foto von Ksenia Chernaya

Schritt 4: Schleifen und Glätten

Sobald die Spachtelmasse vollständig durchgetrocknet ist (Herstellerangabe beachten, meist 4–24 Std.), geht es ans Glattschleifen. Das Ziel ist, deine Wand so ebenmäßig wie möglich zu bekommen, damit die Stelle mit dem Riss nicht mehr sichtbar ist. Zum Schleifen nimmst du einen Schleifschwamm oder Schleifpapier (Körnung 120–180) und reibst leicht über die Stellen, die du gespachtelt hast. Arbeite dabei immer in kreisenden Bewegungen. Am Ende entfernst du den entstandenen Staub mit einem feuchten Tuch.

Schritt 5: Tapezieren und Streichen (optischer Abschluss)

Wenn du vor der Reparatur Tapete entfernt hast, ist jetzt der Zeitpunkt, sie wieder anzubringen. Entweder, du tapezierst ohnehin neu, oder du nimmst jetzt das ausgeschnittene Stück Tapete wieder zur Hand und klebst es mit Tapetenkleister vorsichtig wieder über die offene Stelle. Streiche es mit einer Rolle glatt.

Um deine Reparaturarbeiten an der Wand vollständig verschwinden zu lassen, überstreichst du den Bereich. Tipp: Streiche erst dünn an, lasse den ersten Anstrich trocknen und rolle den zweiten Anstrich dann in gleichmäßigen Bahnen. Wenn du eine etwas größere Fläche streichst als die, an der du gearbeitet hast, wird die Reparatur noch unauffälliger.

Armierungsgewebe für mehr Stabilität

Armierungsgewebe ist ein Gewebe aus Glasfaser oder Kunststoff, das über Rissen in der Wand angebracht wird (selbstklebend oder einzuputzen) und verhindert, dass sie sich wieder öffnen. Es wirkt wie eine "innere Bandage" für die Wand.

Hilfreich ist Armierungsgewebe zum Beispiel bei wiederkehrenden Rissen, bei etwas breiteren Rissen und bei Rissen in Ecken und Übergängen von Wand zu Decke.

Bei der Reparatur wird das Armierungsgewebe mittig über den Riss nach dem Auftragen der Grundierung eingesetzt. Danach trägst du den Spachtel darüber auf.

8 Armierungsgewebe für mehr Stabilität als Rolle, Nahaufnahme des Gewebes
Armierungsgewebe für die Fassadendämmung. 
Foto von EU-Baustoffhandel. Lizenz: CC BY-SA 3.0

FAQ: Häufige Fragen zu Rissen in der Wand

Warum hat mein Neubau Risse?

Setzungsprozesse sind bei Neubauten zunächst einmal normal. Nichtsdestotrotz solltest du größere Risse kontrollieren lassen, um sicherzugehen, dass alles stabil bleibt.

Kann ich Risse einfach überstreichen?

Nein, ohne Ausbesserung werden Risse immer wieder durchkommen und können sich weiter ausbreiten.

Wie verhindere ich neue Risse?

Achte darauf, gut zu grundieren, eine elastische Spachtelmasse zu verwenden (Acryl) und alles schön langsam trocknen zu lassen.

Warum reißt die Spachtelmasse wieder auf?

Oft liegt das daran, dass der Spachtel zu schnell getrocknet ist. Vermeide Zugluft und zu warme Heizungsluft, wenn du mit Spachtel arbeitest. Ein anderer Grund kann sein, dass die Grundierung falsch aufgetragen wurde.

Fazit: Keine Risse, kein Problem

Kleine Risse kannst du selbst beheben, größere Schäden solltest du von Fachleuten prüfen lassen. Mit der richtigen Technik und Materialien sieht deine Wand wieder wie neu aus!

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